Zurück nach Auxerre

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Montag, 20.10.: Leider ist das Wetter und die Wettervorhersage sehr schlecht: Viel Regen und Kälte. Der Hafenmeister versucht einige Winterliegemöglichkeiten weiter südlich mit uns anzutelefonieren oder fest auszumachen. Da aber kein Hafen auf dem Weg nach Dezice erreichbar ist oder für unsere Ruyghenhil einen Winterliegeplatz fest zusagen kann, entschließen wir uns, nach Auxerre zurück zu fahren und dort zu überwintern.

Bei kalten Wetter mit Regenschauern kommen wir schnell voran, bedienen oft auch die Schleusen nach Aufforderung des Schleusenpersonals selbst und werden von unserem netten Schleusenmeister Philippe zu einer Tasse Kaffee eingeladen. Dabei lernen wir auch seine nette Lebensgefährtin Danielle kennen und beide bieten uns alle Hilfe an. Wir haben wirklich Glück, in unserem Urlaub so nette Menschen kennen zu lernen.

Am Port de Plaisance in Auxerre bekommen wir wieder unseren Liegeplatz und können uns gemütlich einrichten.

Durch den Canal du Nivernais

Canal du Nivernais

Am Sonntag, 19.10.2003, geht die Fahrt um 10 Uhr in den Kanal de Nivernais. Schon direkt hinter der nächsten Brücke in Auxerre kommt die erste Schleuse, 16 Schleusen sollen an diesem Tag noch folgen. Überraschend für uns immer wieder, wie freundlich und hilfsbereit

die französischen Schleusenmeister und Schiffsleute sind. So Schleusen-meister Philippe von Schleuse 79, Ecluse Augy, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten des Kanals, gute Weinkaufgelegenheiten, Anlegestellen und Überwinterungsmöglichkeiten. Da das Wetter immer trüber wird, entschließen wir uns nach Vermenton, einem angeblich pittoresken Örtchen mit guten Anlegemöglichkeiten in einem von Engländern geführten Hafen, zu fahren. Um 17 Uhr erreichen wir den in einem Nebenkanal gelegenen Ort und werden freundlich von einem englischen! Hafenmeister empfangen. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit auch hier zu überwintern, aber eigentlich wollen wir doch noch einige Tage weiter den Kanal südwärts fahren.

Unser kurzer Besuch in Vermenton zeigt uns, dass es wirklich ein schönes kleines typisch französisches Städtchen ist. Aber offensichtlich sind wir doch von Auxerre sehr verwöhnt und finden alles etwas öde. Mit Sicherheit trägt auch das triste und trübe Wetter dazu bei.

Herbstferien 2003

In den Herbstferien wollen wir unsere Ruyghenhil durch den Kanal de Nivernais fahren.
Bei unserer Ankunft am Freitag Abend, 17.10.2003, ist das Wetter auch herrlich. Keine Wolke ist am Himmel zu sehen, mit unserem Schiff ist auch alles in Ordnung und der Ölofen springt nach einigem Anheizen ebenfalls an. (Er sollte den gesamten Urlaub durchbrennen, denn die Temperaturen bewegen sich zwischen –1 und 7ºC, in der Sonne vielleicht auch mal 11ºC.)

Am Samstag starten wir mit einem Großeinkauf im nahe gelegenen Supermarkt LeEclerc und frischen unsere Vorräte auf. Da das Wetter wieder so herrlich ist und die Arbeitsbedingungen am Hafen hier in Auxerre so ideal sind, werden die alten Winterplanen repariert und eine neue Winterplane zugeschnitten. Auch weitere kleinere Arbeiten als Vorbereitung fürs Winterlager werden erledigt und so kann es eigentlich losgehen. Doch noch steht ein Stadtbummel in dieser schönen Stadt und eine kleine Radtour in der Umgebung auf dem Programm. So vergeht auch dieser Tag in aller Gemütlichkeit und endet vor dem Fernseher per Satelitenschüssel mit der Fußballübertragung der Bundesliga.

Ankunft in Auxerre

Heute wollen wir noch bis Auxerre kommen, deshalb fahren wir früh los. Wir kommen auch gut durch alle Schleusen, bis 4 km vor Auxerre, kurz vor einer Schleuse, der Motor ausgeht. Der Diesel ist alle. Wohl eine Folge unserer fast Vollgasfahrt hinter der Peniche her. Mit letztem Schwung treiben wir auf einen Betonsteiger, wo wir festmachen können.

Christa fährt mit dem Rad zur Schleuse und fragt nach einer Tankstelle. Der Schleusenwärter ist sehr nett, zumal wir ihm auch von einem Kollegen von der letzten Schleuse ein Päckchen Batterien für sein Funkgerät mitgebracht haben, würde uns mit seinem Auto zur Tankstelle fahren, kann aber nicht weg. Zum Glück ist die Tankstelle nicht weit und Wolfgang macht sich mit einem Kanister auf dem Fahrrad auf den Weg. Danach wird der Motor entlüftet und springt auch gleich wieder an. So ist diese Problem schnell gelöst und wir kommen am frühen Nachmittag doch noch in Auxerre an.

Bild 4.png Der Hafen ist bestens geeignet, unser Schiff dort einige Zeit alleine zu lassen. Der Hafenbetreiber, Paul van der Meije, ist Holländer, man kann sich gut verständigen und die Schiffe werden überwacht. Wieder wie so oft liegt unser Boot jetzt unter einer Brücke am Ufer gegenüber einer Kathedrale. Auxerre ist eine große Stadt mit einer wunderschönen, winkligen Altstadt, die sich einen Berg hinaufzieht, nette Kneipen und Cafes, schöne kleine Läden und sehr belebt. Zur Abwechslung sieht man auch viele junge Leute – später lesen wir, dass Auxerre auch eine große Universität hat.

Hier müssen wir nun unser Schiff für einige Zeit verlassen, der Urlaub ist zu Ende. Wir packen, räumen auf, sagen dem Schiff „Auf Wiedersehen“ und fahren am Mittwoch, dem 28.8.2003 mit dem Zug nach Hause.

Krokodile auf der Yonne

Bild 3.png Weiter geht die Fahrt Richtung Auxerre. Die Landschaft wird jetzt deutlich bergiger, am Ufer kann man wunderbar nebenher Rad fahren oder joggen, die Schleusen haben wieder schräge Wände, aber zum Glück gibt es für Jachten häufig Schwimmpontons zum Festmachen. Wir fahren hinter der Peniche von gestern her, versuchen, deren Tempo zu halten, um mit ihr durch die Schleusen zu kommen. Die Schleusenwärter begleiten die Schiffe von Schleuse zu Schleuse. Vieles wird noch von Hand gemacht. In dieser Gegend gibt es viele Vögel, vor allem Schwalben. Ihr Gezwitscher übertönt zeitweise sogar das Brummen des Motors.

Am linken Ufer taucht Villeneuf auf, eine schöne, alte Stadt mit guten Anlegern. Ein Problem ist immer noch das Warten vor den Schleusen. Manchmal gibt es kleine Betonsteiger, manchmal gar nichts, so dass man mit laufendem Motor vor der Schleuse kreisen muss, zumal auch das Ufer und der Untergrund sehr steinig sind. Die Yonne wird immer schmaler – unvorstellbar, wie hier noch große Peniches durchfahren sollen. Ein grüner Dschungel – Krokodile würden sich hier sicher wohl fühlen. Und so treiben auch einige Baumstämme im Wasser, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sehen. Vor einer Schleuse winkt uns ein Schleusenwärter aufgeregt und macht uns auf ein „großes Krokodil“, das mitten in der Schleuseneinfahrt schwimmt, aufmerksam. Zum Glück, ein Zusammenstoß wäre für die Schraube sicher nicht so gut gewesen.

Bei Joigny öffnet sich der Fluss wieder und wird breiter. Auch Joigny scheint eine schöne Stadt zu sein, allerdings mit wenigen Anlegemöglichkeiten. Weiter Richtung Auxerre auf der Yonne gibt es unzählige Schleusen, alle 2-3 km. Einige sind automatisch, sie öffnen und schließen sich wie von Geisterhand – kein Schleusenwärter weit und breit zu sehen. Eigentlich schade, die Schleusen verlieren dadurch ihren ganz individuellen Charme und ein bisschen unheimlich ist es auch. Auch hier wieder viele freundliche Menschen am Ufer, die uns zuwinken, auch Jugendliche, die sich mit uns auf Deutsch unterhalten wollen. Unter einer Brücke werden wir von einer Bläsergruppe empfangen, die uns mit Jagdhörnern ein Ständchen bläst – und sicher wegen der guten Akustik unter der Brücke übt. Wir übernachten in Gurgy, einem kleinen Ort an der Yonne. Das Ufer ist flach und steinig, wir haben Mühe einen Platz zu finden und festzumachen. Auch der Ort ist eher langweilig.

Die Schleusen der Yonne

Wir müssen uns von Sybille, Jule und Ida verabschieden, die wieder nach Hause zurück müssen. Der Bus zum Bahnhof erscheint auch nach längerem Warten nicht, sodass die drei mit allem Gepäck zum Bahnhof laufen müssen. Auch in Frankreich scheint es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so weit her zu sein.

Bild 2.png Wir verlassen Montereau und die Seine und fahren weiter auf der Yonne. In regelmäßigen Abständen kommen jetzt viele kleine Schleusen mit schrägen Wänden. Es ist schwer festzumachen und man muss mit dem Bootshaken Abstand halten, damit man bei der Schleusung nicht auf der Mauer sitzt. Zum Glück gibt es keine Berufsschiffe mehr und auch sonst kaum Verkehr. Auch die Schleusenwärter sind sehr freundlich und helfen, die Leinen über die Poller zu legen. Die Schleusenwärterhäuschen sind kleine Schmuckstücke, jedes sieht anders aus und lässt auf den individuellen Geschmack des Besitzers schließen.

Am Schleusenkanal Villeneuf gibt es zum ersten Mal Probleme. Die Schleuse ist zu und kein Schleusenwärter in Sicht. Holländer erklären uns, dass die Schleusenmeister eine Mittagspause bis 13.30 Uhr machen. Aber weder da noch um 14 Uhr tut sich etwas. Die Nachbarin wird unruhig. Sie erzählt, dass sie schon öfter Ärger mit dem eclusier hatten – wenn er keine Lust hat oder zu viel getrunken, lässt er die Schleuse einfach zu. Da es keinen Funkkontakt gibt, fährt sie mit unserem Fahrrad zur nächsten Schleuse, um den Schleusenwärter zu holen. Sie kommt wütend zurück und berichtet, dass der Schleusenwärter gemütlich vor seinem Häuschen sitzt und mit toute la famille ausgiebig tafelt. Er wäre noch nicht fertig und wir sollten warten. Dann kommt er aber doch und gibt uns außerdem seine Enkeltöchter zur Weiterfahrt bis zur nächsten Schleuse mit – zwei niedliche kleine Mädchen, Margot und Soleine. 1000 Fragen – „Ou est la toilette“ – „jài soif“ – so geht es die ganze Zeit – zu guter Letzt wirft Soleine noch ein volles Glas Orangina um – eine gute Gelegenheit, um mal wieder gründlich zu putzen.

An der Schleuse werden wir dann jubelnd von toute la famille begrüßt. Oma, Opa, Tante, Onkel und Eltern, die ihre beiden Mädchen wieder in Empfang nehmen und sich mit vielen „mercis“ und „Au revoirs“ von uns verabschieden. Nur die Oma guckt ziemlich sauer ob der verrückten Ideen ihres Mannes. Weiter aufwärts ist ein großer Flohmarkt entlang des Ufers – alles winkt und ruft begeistert hinter uns her – unser Schiff scheint den Leuten zu gefallen.

In dieser Gegend ist ganz schön was los. Wir sind immer wieder überrascht, wie freundlich die Franzosen zu uns Deutschen sind, aufgeschlossen und hilfsbereit. Wir düsen mit fast Vollgas und 7 Knoten hinter einer Peniche her, damit wir die Schleusen gemeinsam passieren können.

Abends kommen wir in Sens an. Wieder ein schöner Liegeplatz unter einer Brücke gegenüber einer Kathedrale a la Notre Dame. Nach der langen Fahrt wollen wir mal wieder essen gehen, aber auch dieser Ort, wie schon Montereau, scheint wie ausgestorben zu sein. Sind tatsächlich alle Franzosen in Urlaub? Es gibt viele Geschäfte und Restaurants, aber alle zu und kein Mensch auf der Straße. Wir wollen schon aufgeben, biegen um die Ecke und stehen vor einer hell erleuchteten Kathedrale, wieder a la Notre Dame. Davor ein großer Platz mit Springbrunnen und mehreren gut besetzten Lokalen, sogar eine Pizzeria gibt es, wo wir den Abend gemütlich ausklingen lassen. Zurück wieder zum Boot durch menschenleere Gassen , aber das alles war kein Traum – wir sind ziemlich satt.

Zwischen Seine und Loing

Montereau

Hinter der Schleuse wird die Gegend immer schöner, malerische Dörfer, grüne Ufer mit überhängenden Weiden, alte wahrscheinlich als Wochenendhäuser restaurierte Landsitze mit wunderschönen Gärten, der Wald von Fontainebleau. Gut vorstellbar, dass hier die Impressionisten viele Motive für ihre Bilder gefunden haben.

Wir legen einen Zwischenstopp in Moret-sur-Loing ein, an der Mündung der Loing in die Seine, ein malerisches Dörfchen mit vielen alten Fachwerkhäusern und einer romantischen Mühle. Hier gibt es auch einen Supermarkt, wo wir unsere Vorräte aufbessern. Direkt dabei ist auch das Schifferstädtchen St.Mammes mit guten Anlegern für Schiffe aller Größen und excellenten Versorgungsmöglichkeiten.

Nachmittags legen wir noch einmal eine Badepause in dem verlockend klaren Wasser ein, bevor wir abends in Montereau anlegen. Wir finden einen schönen Liegeplatz unter einer Brücke direkt gegenüber der Kathedrale, eine Weide hängt über das Vorschiff. Jule und Ida machen es sich unter der Brücke als jugendliche Clochards gemütlich – und verunsichern so den ein oder anderen Spaziergänger. In der Stadt selber ist abends absolut nichts los, sie wirkt total ausgestorben.

Schwimmen in der Seine

Schwimmen in der Seine

Die Toilette ist repariert, nach einem Abschiedsessen in einem Szenelokal verlassen wir Paris zum zweiten Mal, bunkern noch auf dem Fluss Diesel und kommen wieder nur bis zur Schleuse Courbeil-Essone. Wir verpassen gerade die letzte Schleusung. Unterwegs haben wir noch ausgiebig in der Seine gebadet. Das Wasser erscheint erstaunlich sauber, wunderbar grün und klar, die Landschaft wird zunehmend idyllischer. Jule findet abends an der Schleuse eine kleine Katze, die uns den ganzen Abend Gesellschaft leistet und scheinbar auch die Nacht auf unserem Boot verbringt, denn am nächsten Morgen ist zwar die Katze verschwunden, aber die Steuerradplane auf dem Deck stinkt fürchterlich nach Katzenpipi.

Zurück in Paris

Tunnel in Paris

Zurück nach Paris bei extrem ekligen Wetter, zum ersten Mal nieselt es und es ist kalt. Wieder im Hafen, reißen die Wolken auf und als unser Besuch ankommt, ist wieder schönstes Sommerwetter. So haben wir der defekten Toilette noch ein paar Tage Paris zu verdanken und während Wolfgang auf das Paket mit den Ersatzteilen wartet und sich dann mit deren Einbau beschäf-tigt, vergnügen sich die anderen in der Stadt und lernen noch viele interessante und schöne Ecken von Paris rund um die Bastille kennen.

Wir trennen uns nur schwer von der schönen Stadt, die uns so vertraut geworden ist, aber wir wollen ja weiter. Ab Montag erwarten wir auch Besuch aus Deutschland von Freunden: Sybille, ihre Tochter Jule und deren Freundin Ida. Am Abend erreichen wir die Schleuse Courbeil-Essone, ca. 40km von Paris. Dort wird die, die ganze Zeit schon leicht undichte, Toilette endgültig zum Problem. Wolfgang entdeckt ein Loch im Pumpengehäuse, das total korridiert ist – damit können wir nicht weiterfahren, da in Zukunft immer weniger Jachthäfen zu erwarten sind, und schon gar nicht mit Besuch. Wir entscheiden, nach Paris zurückzufahren, um vom Hafen aus Ersatzteile aus Deutschland bestellen zu können.

Ruyghenhil in Paris

Paris

Durchfahrt durch Paris. Paris von der Seine aus auf dem eigenen Schiff ist allein schon eine Reise wert. Man passiert auf der Strecke unter den vielen herrlichen Brücken fast alle Sehenswürdigkeiten der Stadt, die kleine Freiheitsstatue, deren Schwester nach New York verschenkt wurde, den Eiffelturm, den Louvre, Notre Dame etc. Überall am Ufer liegen Hausboote – zufällig treffen wir auch die Hendrika-Johanna wieder, das Plattbodenschiff unserer holländischen Freunde, das sie vor vielen Jahren nach Paris verkauft haben.

Wir steuern den Hafen Port Arsenal an – mitten im Zentrum der Stadt, ein idyllischer, gut geschützter Hafen direkt an der Bastille. Hier bleiben wir ein paar Tage, um Paris erleben und genießen zu können.

Wir machen die überraschende Erfahrung, dass sich Paris mittlerweile sehr gut mit dem Rad erschließen lässt, es gibt viele gute Radwege entlang der Boulevards und des Seineufers. Am Donnerstag treffen wir tatsächlich nochmal den „Tauzie-her“, der seinen Traum wahr machen konnte und einen Platz in der Nähe des Eiffelturms gefunden hat. Obwohl eigentlich verboten, hat ihm die Hafenpolizei erlaubt, dort seinen 60.Geburtstag zu feiern.. Am Freitag verabschieden wir Markus, der nach Hause muss und verleben noch zwei gemütliche Tage in Paris vor der Weiterfahrt.

Der Öldruck stimmt wieder, wir können weiterfahren. Es ist nicht mehr weit bis Paris. Von der Mündung der Oise in die Seine bei Conflans noch 60 Kilometer, aber wir schaffen es nicht ganz, nur bis zur letzten Schleuse vor Paris. Dort treffen wir zum ersten Mal auch den „Tauzieher“, ein selbst gebautes Hausbootfloß und den Besitzer Hans-Dieter. Beide erinnern an Peter Lustig und seinen Bauwagen, nur auf dem Wasser. Sie kommen aus Köln, er will seinen 60. Geburtstag mit einem Glas echten Champagner unter dem Eiffelturm verbringen. Wir sind alle aufgeregt, weil sich für uns am nächsten Morgen die Tore nach Paris öffnen werden.

Motorprobleme

Weiter geht es die Oise runter, ein lieblicher Fluss. Am Ufer sitzen viele Angler. An frühen Abend kommen wir nach Cergy, einem schönen Hafen, wo wir auch einen Platz zwischen zwei alten Booten finden. Rund um den Hafen eine neugestaltete Wohnanlage mit vielen Restaurants. Wir bleiben zwei Tage wegen Motorproblemen. Der Öldruckmesser steht auf Null, obwohl genügend Öl im Motor ist. Hilfsbereite Nachbarn, William und Anni, und andere helfen bei der Besorgung eines neuen Manometers in Conflans, beim Einbau und bei der Endkontrolle. Stefan, Markus und Christa vertreiben sich die Zeit beim Baden an einen See in der Flussschleife von Cergy.

Beim Auslaufen am nächsten Morgen fällt der Öldruck aber schon wieder rapide ab und deshalb geht es schnell in den Hafen zurück. Irgendwo muss eine undichte Stelle sein. Nach Anruf bei Herrn van Heeren, unserem Motorspezialisten in Veere, wird mit Williams Hilfe der undichte Verbindungsschlauch zur Einspritzpumpe gefunden. Mit aller Hilfe wird wieder Material besorgt und zurecht gearbeitet und dann eingebaut. Und siehe da: Alles in Ordnung.

Die Oise

Endlich ist der Canal du Nord vorbei – auf die Dauer doch ganz schön nervig mit den vielen Schleusen und Schleusentreppen. Die Oise ist ein friedlicher Fluss, grün und mit vielen netten kleinen Städtchen am Ufer. Markus und Stefan joggen ein ganzes Stück am Ufer nebenher. Wir fahren diesmal nur bis Mittags, finden in Compiegne einen schattigen Anleger unter Bäumen und legen einen Ruhetag ein, schlendern durch die Stadt, machen Pause im Schlosspark, schlafen, lesen und gehen abends in einer Pizzeria in einem schönen Innenhof essen. Anschließend finden wir sogar noch ein Cybercafe. Ein Tip: In Compiegne gibt es eine bestens ausgerüstete Bunkerstation für alle Schiffsartikel.

Hitze in Peronne

Im Zweierpack kommen wir schnell durch die nächsten fünf Schleusen. In Peronne machen wir einen Zwi-schenstopp, ein schöner Hafen an einem Campingplatz. Wir kaufen ein, erstehen sogar einen Sonnenschirm, baden im Swimmigpool und nehmen noch eine Flasche Cidre mit, der vor allem bei Stefan großen Gefallen findet. Die Hitze ist nach wie vor erbarmungslos. Hätten wir doch in Holland bleiben sollen? Unser Ziel, Noyon, schaffen wir an diesem Abend nicht. Die Schleusen haben wieder frühzeitig geschlossen. Wir schwimmen noch ein bisschen im Kanal.

Weiter Richtung Peronne. Der Kanal ist recht langweilig, mal grün, mal Industrie, aber sehr sauber. Kurz nach Beginn der Fahrt legen wir kurz an, weil direkt am Kanal eine Boulangerie auftaucht, erkennbar an einem großen Baguette an der Hauswand, frische Croissants und Baguette fürs Frühstück unterwegs.

Der Kanal zieht sich endlos, es geht 7 Schleusen nach oben. Die Schleusen sind schmal und hoch (ca.6m), es ist schwer festzumachen, da die Pollerabstände recht groß sind. Wir steigen rasend schnell, das Wasser schießt in Kaskaden in die Schleuse ein, es entsteht eine irre Strömung und die Leinen stehen unter großer Spannung. Trotzdem kommen wir nur langsam voran, da immer nur zwei Peniches in die Schleusen passen und wir häufig warten müssen.

Schließlich fahren wir hinter einer großen Peniche her – auch durch den 4km langen Tunnel la Souterain de Ruyaulcourt. Unheimlich und eiskalt ist es da drinnen.

Kurz hinter dem Tunnel, beim Ort Moislains vor der Schleusentreppe ins Tal, liegen viele Peniches zum Übernachten. Die Schleusen sind bereits geschlossen. Wir werden nach vorne durchgereicht und legen uns an eine verlängerte Peniche, die „Esperanza“, mit der wir auch am nächsten Morgen ab 7 Uhr auf Talfahrt durch die Schleusen gehen können. Wir sind immer wieder überrascht über die vielen jungen Schiffer und ihre Familien, die offenbar die Flussschiffahrt in Frankreich wieder aufleben lassen.

Endlich in Frankreich. Weiter geht es Richtung Lille. Der Canal de la Deule ist recht breit und grün, viel Landwirtschaft, aber kaum Kühe. Überraschend viele Peniches sind unterwegs, wenige Jachten. Überall gibt es kleinere Orte mit öffentlichen Anlegern, manche allerdings zu klein für uns. Man kann nur ahnen, wo man sich befindet, da keine Beschilderungen, Kilometrierungen oder Ortsnamen zu sehen sind . An den Schleusen stellt sich dann heraus, ob man richtig geraten hat. Gegen Mittag machen wir einen Stop in Wambrechie, einem kleinen Ort mit schönem Anleger. Hier gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten – einen Supermarkt erreicht man durch einen Schlosspark in ca.3 Minuten.

Wir wollen in Courcelles de Lens übernachten. Der Hafen befindet sich in einem kleinen See, die Stege sind sehr klein, viel zu klein für die Ruyghenhil. Ein größeres Schiff liegt schon an zwei Außenstegen. Aber anders als in Belgien sind hier alle sehr hilfsbereit, rücken mit ihren Booten auf und wir passen dann doch noch irgendwie an einen 5m-Steg. Hoffentlich ist die Capitainerie einverstanden mit dieser Lösung. Das Hafenmeisterehepaar, das sind Yvette und Paul, scheinbar berühmt-berüchtigt. Sie sitzen bereits am Gartentisch, als wir in ihr Idyll eindringen, es war für sie schon ein langer, heißer Tag und die beiden wirken von Bier und Wein schon ein bisschen angeheitert. Die Verständigung wird dadurch nicht besser, aber sehr lustig. Nach längerem Hin und Her und der Beteuerung, dass wir keine Piraten sind, können wir bleiben, obwohl wir zu lang und zu groß sind. Paul erklärt uns noch genauestens den Schlüssel zur Dusche an seinem Häuschen . Wir sind froh, eine ruhige Bleibe für die Nacht gefunden zu haben. Gegen 10 Uhr wollen Wolfgang und Christa duschen gehen. Es ist schon stockdunkel. Trotz aller Tricks geht die Tür zur Dusche nicht auf. Wolfgang holt die Taschenlampe und probiert noch mal. Plötzlich geht die Tür auf, im Schein der Taschenlampe erscheint ein völlig verschreckter und verschlafener Paul. Nach vielen Entschuldigungen und auf Christas Fragen erklärt er uns, dass das sein Häuschen und die Dusche ganz woanders ist. So tappen wir alle drei im Dunkeln zu einem kleinen Duschhäuschen. Paul hatte abends vergessen, es uns zu zeigen und uns nur den Schließmechanismus exemplarisch an seinem Haus zeigen wollen. Leider müssen wir am nächsten morgen früh los, freundlich verabschiedet von Yvette und Paul, die uns die nächtliche Störung offensichtlich nicht übel genommen haben.

Zur französischen Grenze

Weiter geht’s Richtung Kortrijk. Die Leie wird jetzt breiter – ein Paradies für Enten. Unterwegs halten wir in Haslebeck zum Einkaufen, aber auch hier macht der Supermarkt direkt vor der Schleuse erst Montag Nachmittag wieder auf. In Kortriik gibt es zwei Durchfahrten – Menen/Centrum. Auf der Karte ist nur eine angegeben. Wegen des dringend notwendigen Einkaufs wollen wir durch die Stadt, die erste Brücke ist aber schon so niedrig – und ohne Höhenangabe – dass wir nicht durchpassen und uns den Mast aufschaben. Wir finden schließlich einen Anleger vor der Brücke, ein Supermarkt ist von dort auch zu Fuß zu erreichen. Bei der Weiterfahrt entdecken wir dann am Ende der Stadt einen schönen Anleger in Zentrumsnähe.
Weiter Richtung Frankreich – „der Nachmittag der toten Enten“ passend zu unserer Lektüre „about a boy“. Der Fluss stinkt, überall treiben tote Enten im Wasser, viel Industrie. Wir kommen nur bis zur Schleuse Cosmines, wo wir noch einmal den billigen belgischen Diesel bunkern. Die Schleuse macht schon um 16.00Uhr zu – Kurzarbeit? Hier ist auch die Grenze zu Frankreich.

An der Leie

Am nächsten Tag geht’s noch einmal mit den Fahrrädern in die Stadt. Wir hoppeln über Kopfsteinpflaster, viele Pferdekutschen sind unterwegs, teilweise fühlt man sich ins letzte Jahrhundert zurückversetzt. Da wir noch viele nette Cafes entdecken, lassen wir uns prompt zu einer kleinen Pause mit eiskaltem Cola und „Leffe blanc“ verführen, statt an die Weiterfahrt zu denken.
Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel und unser größtes Problem wird doch tatsächlich, Schatten auf dem Boot zu finden. Alle vier Regenschirme an Bord werden zu Sonnenschirmen umfunktioniert. Auch dem Wärter an der Muiderspoorbrug ist es offensichtlich zu heiß, um die Brücke wie angekündigt um 13.45 Uhr zu öffnen. Wir wecken ihn bei seiner Fiesta und er verspricht hoch und heilig, die Brücke in einer Stunde zu öffnen, was sich auch tatsächlich als viel Arbeit erweist, weil alles von Hand gemacht werden muss. Weiter geht’s in Richtung Kortrijk, wenn auch erst am Nachmittag. Sehr weit kommen wir aber nicht, denn in der Schleuse an der Ringvaart von Gent muss erst noch eine belgische Vaarvignette für 50 € ausgestellt und gekauft werden und Personalausweise und Führerschein vorgezeigt werden, bevor wir wieder weiterfahren können.
Unterwegs segelt der erste Regensonnenschirm ins Wasser, keine Schönheit, aber zu kostbar, um ihn treiben zu lassen – also wieder zurück, um ihn mit einem Mann über Bord Manöver wieder einzufangen.
Weiter geht’s auf einem kleinen Flüsschen, der Leie, die sich durch eine idyllische Landschaft schlängelt. Hohe Bäume und Büsche am Ufer, die ins Wasser überhängen, hübsche Villen, Cafe´s und Restaurants mit Anlegern, die zum Verweilen einladen – ein bisschen erinnert alles an die Vecht. Wir streben den Jachthafen Deinze an, aber dazwischen liegen noch endlose Schleifen und Kurven des Flüsschens. Viel Strecke legen wir da nicht zurück. Der Hafen erweist sich dann auch noch als Flop. Nur Schiffe bis 10m können hier liegen. Unfreundlich werden wir von der Hafenmeisterin auf die Betonmauer vor der Kirche zurück verwiesen. Ärgerlich, dass die Karten so ungenau und die Anleger im Almanach nicht genauer beschrieben sind. Auch der Supermarkt direkt in der Nähe des Anlegers erweist sich am nächsten Morgen als Pleite – montags morgens geschlossen. Ansonsten begleiten uns die Rummelmusik vom Dorfplatz und viele hundert Schnaken, gegen die wir einen erfolglosen Kampf führen, in die Nacht.

Über die Westerschelde

Am nächsten Morgen, Samstag 2.8.2003, lege ich – auch wegen der Tide – schon um 7 Uhr ab, denn wir wollen am Abend in Gent sein und Christa und Stefan vom Bahnhof abholen. Die Überquerung der Westerschelde bei wenig Wind und unter Motor ist am frühen Morgen der Abschied vom Meer und verläuft ohne Probleme. Der Kanal von Terneuzen nach Gent ist leider wirklich nur triste Industrie. Auch Gent bietet anfangs überhaupt keine Reize, so machen wir uns an die Arbeit, legen vor der ersten Stadtschleuse bei brütender Hitze die Masten und machen das Schiff kanalbereit.

Glücklicherweise zeigen die ersten Fahrradausflüge, dass Gent doch wohl einiges zu bieten hat (außer billigstem Dieselkraftstoff, dem wir natürlich kräftig zusprechen). Unsere Tour mit Trollybus und Straßenbahn zum Bahnhof St.Pieter zeigt uns die wunderschöne Innenstadt Gents. So schlendern wir, nachdem Christa und Stefan gut angekommen sind, noch ein bißchen durch die Stadt. Schöne alte Häuser, viele Brücken über idyllische Kanäle, eine gut erhaltene Stadt- und Wasserburg und überall Blumenschmuck.

Start: Aufbruch in Veere

Start: Aufbruch in VeereAm nächsten Morgen, nach einer ruhigen Übernachtung am Steg vor Veere Abfahrt unter Segeln nach Colijnsplaat, denn zuerst stehen eine Woche Streich- und Reparaturarbeiten auf dem Programm. Bei größter Hitze und mit viel Schweiß verbunden, kann sich unser kleiner Plattboden-Klipper Den Ruyghenhilnach fünf Tagen auf der Werft wieder sehen lassen.



Am Freitag. 1.August 2003 kommen wir um 16 Uhr von der Helling ins wunderbar klare Wasser der Oosterschelde, fahren unter Motor schnell Richtung Wemeldingeund legen bei größter Hitze eine Badepause ein. Die Übernachtung an der Schleuse in Hansweert ermöglicht uns per Satelitenschüssel den Bundesligaauftakt mit dem Spiel Bayern München gegen Eintracht Frankfurt im Fernsehen zu schauen. Leider geht es für die Eintracht verloren.

Sommerferien 2013

Am 13.7 beginnt die erste unserer Sommerferienwochen bei schönstem Sonnenschein mit segeln, ankern und schwimmen mit Linus und Oskar. Später kommen auch noch die anderen an Bord. Leider stellen wir bei einigen Fahrten unter Motor fest, dass Ruyghenhils Motor stark blau qualmt. Herr Stadler diagnostiziert: verbrauchte Dichtungsringe der Einspritzdüsen (die übrigens bei der Überarbeitung in Rechnung gestellt worden sind). Er sagt zu, die notwendige Reparatur und einen Öl- und Ölfilterwechsel bis zu den nächsten Sommerferien durchzuführen.

Als wir am Samstag, 3.8.13, an Bord ankommen, ist zwar einiges demontiert, aber nicht in Stand gesetzt. Welch ein Schreck: Urlaub fällt aus. Wir toben und sind enttäuscht, denn so war das nicht vereinbart. Mit Expresslieferung, veranlasst durch Herrn Stadler, und Anruf bei Drinkwaard, werden die notwendigen Teile am Mittwoch Nachmittag geliefert, eingestellt und am Donnerstag morgen eingebaut. Der Motor läuft wieder rund, wir können endlich auf den See und ankern gleich vorm Gutshaus Kladow und essen Sahnetorte. Als ein schöner Westwind aufkommt, segeln wir bis zum Stößensse in einem Schlag und legen bei unserem, nun schon bekannten und gern genutzten, Liegeplatz beim Segelverein Stößensee an.

Am Samstag steht Oskars Einschulung auf dem Programm und nach einem interessanten und abwechslungsreichen Vormittag gehen wir mit Linus, Oskar und Stefan, der mittlerweile angekommen war, zum Bundesliga-Saisonstart ins Olympiastadion. So müssen wir leider die 1: 6 Pleite der Frankfurter Eintracht gegen Hertha BSC erleben, und das mit zwei kleinen Hertha-Fans. Am Sonntag verleben wir mit Stefan aber noch einen wunderschönen Badetag, wieder vor Anker beim Gutshof Kladow.

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