Die Kanäle „Nivernais“, „lateral de Loire“ und „du Centre“
09. August 2004
An Ostern 2004 konnten wir unsere Ruyghenhil nicht weiter Richtung Süden fahren. Durch die schwere Krankheit unseres „Opas“ (Papa und Schwiegervater Michael) und der damit verbundenen Pflege, bleibt keine gemeinsame Zeit, um Boot zu fahren.
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An zwei Tagen in den Osterferien hat Wolfgang das Schiff dann startbereit gemacht und am Himmelfahrtstag, 20.5.2004 ist er zwar zu keiner Vatertagstour aufgebrochen, aber zu seinem Schiff gefahren. Da, außer zuviel Rost an Bord alles in Ordnung ist, hat ihn auch gleich die Abenteuerlust gepackt und so ist er zu einer Einhand-Kanaltour aufgebrochen.
Bei schönstem Wetter geht es schnell voran, die Schleusentore sind immer schon geöffnet, als kurz vor dem Etappenziel Maile le Ville direkt vor der Schleuse Nr. 69 etwas in die Schraube gerät und den Motor nahezu abwürgt. Beim Treiben im Kanal versuche ich vom Beiboot aus, an die Schraube heran zu kommen, erwische einige Stoffreste, bemerke aber auch um die Welle gewickelte Metallteile. Da muss ein Taucher ran. Der freundliche Schleusenmeister und sein Freund schleppen Ruyghenhil mit ihrem Gelände-Mini-Buggy zur Schleuse. Per Treideln und Treiben finden Ruyghenhil und Wolfgang nach der Schleusung einen ruhigen Liegeplatz. Nachdem die deutsch-französische Freundschaft so gut geklappt hat, rufen die beiden Schleusenexperten, die nicht unerheblich nach Bier riechen (Vatertag auch in Frankreich?), Gott und die Welt an, um einen Taucher zu organisieren. Die Kanalverwaltung, zwei Charterfirmen und einen
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Anrufbeantworter. Und sie haben Erfolg trotz Feiertag: Morgen soll um 9 Uhr jemand vorbei kommen, um sich den Schaden anzuschauern und vielleicht einen Taucher anzurufen. Da das Wetter so schön und der Liegeplatz so idyllisch und einsam ist, wird der Abend beim Lesen und Kochen und Essen noch richtig gemütlich.                                                           Â
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Am Freitag 21.5.2004 ist das Wetter entgegen der Wettervorhersage weiterhin schön. Die Sonne setzt sich gegen den über das Wasser liegenden Nebel durch und lässt alle hoffnungsvoll auf ein gutes Ende der kleinen Havarie hoffen. In der Nacht gab es übrigens ein starkes Gewitter mit wolkenbruchartigen Regenfällen. Um 9 Uhr ist dann leider nur ein neuer Schleusenmeister da, der überhaupt nichts weis. Als um 9.30 Uhr noch niemand aufgetaucht ist, rufe ich die Charterfirma in Vermenton an und frage nach der Adresse eines Tauchers. Ich bekomme auch sofort die Handynummer von SOS Auxerre und kann so ganz einfach und schnell die Reparatur telefonisch für 14 Uhr ausmachen. Während ich noch telefoniere, kommt der englische Hafenmeister und Organisator des Charterbetriebs aus Vermenton an, der glaubt eines seiner Boote sei havariert und dessen Büromitarbeiterin mir schon mit der Telefonnummer von SOS geholfen hatte. Fast gleichzeitig kommt ein Auto der Kanaldirektion an, um zu fragen, wie sie helfen könnten – echt starker Service. Da nun genug Zeit bis zum Mittag ist, schnappe ich mir ein Buch und lege mich auf die Wiese in den Schatten. Zwischendurch wird die Faulenzerei unterbrochen und der Kajütfußboden gelackt, die Holzbänke und Schwerter geölt und die Reling braun gestrichen. Punkt 14 Uhr ist der Servicemann aus Auxerre da und holt in 25 Minuten harter Arbeit im kalten Wasser einen Sonneschirm aus Schraube und Welle. So steht der Weiterfahrt nichts mehr im Wege und schnell wird eine Schleuse nach der anderen bewältigt. Eine kurze Einkaufspause in Maily le
Vile und schon um 18 Uhr ist am Steg der Felsen von Saussois Endstation. Nach einer kurzen Radtour nach Chatel Censoir zum Brotkauf und gleich noch ein Kaffee und ein Cassis in der Bar nebenan dazu, geht es auf ungefährlichen Wegen die Roches du Saussois hinauf. Wirklich ein tolles Arrangement aus Kanal, Flusslauf, Felsen, Sandstrand und Ortschaft. Â
Am Samstag 22.05.2004 ist die Ruyghenhil pünktlich um 9 Uhr vor der ersten Schleuse, um vielleicht doch noch bis nach Clamecy zu kommen. Der Schleusen-meister hat jedoch keine Eile, häckelt noch das Gemüsebeet und schleust dann das Wasser abwärts um uns herein zu lassen. Nach diesem gemütlichen Beginn geht es aber rasant weiter. Die Schleusentore sind jetzt immer offen und jede Schleusung benötigt nur ca. 10 Minuten. In Chatel Censoir treffe ich auch zum ersten Mal wirklich viele Charterboote, so dass die kommenden Schleusen etwas voller werden. Schöne Flusspassagen, auch einige Reiher und viele Raubvögel, die über dem Wasser kreisen, sind hier heimisch, wechseln mit engen Kanalstücken ab und die Schleusen sind dank ihrer Schleusenmeister und –meisterinnen wahre Kunstwerke.    Â
Heute durchfahre ich zum ersten Mal in Frankreich auch eine Hebebrücke; aber nur mit Hilfe zweier zufällig vorbeikommender Mädchen, die meine Arbeit gekonnt übernehmen
Die Mittagspause verbringe ich sicher vertäut in einer Schleuse, es gibt in diesem Kanalabschnitt nämlich sehr wenige Anleger und noch weniger Versorgungsmöglichkeiten.
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Kurz vor Clamecy treffe ich hinter der Schleuse eine Gruppe älterer Ruderer und Ruderinnen aus den Niederlanden, die mit ihren Booten den Kanal de Nivernais bereisen. Plötzlich winkt eine Dame
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besonders aufgeregt und ruft: „WV Arne, WV Arne de Middelburg“. Sie kommt aus Middelburg und kennt Ruyghenhil aus unserer Heimat in Südholland. Nach einer schnellen Fahrt über eine wunderschöne Flussstrecke der Yonne lege ich kurz vor 16 Uhr in Clamecy im schönen Stadthafen direkt hinter der Schleuse an. Hier soll das Schiff die nächsten zwei Wochen liegen bleiben (bis wir wieder ein Stück weiter fahren können) und der Schleusenmeister verspricht ein Auge auf Ruyghenhil zu haben.
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Mit dem Zug fahre ich zurück nach Auxerre durch das wasserreiche Burgund mit vielen Flüsschen und Bächen und dann mit dem Auto nach Hofheim. Die `Einhand`- Reise ist zu Ende.
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Am Mittwoch 9.Juni können wir zum Fronleichnams-Feiertag gemeinsam aufs Boot fahren. Den Ruyghenhil liegt zusammen mit vielen anderen Booten ganz friedlich im Stadthafen von Clamecy als wir um 22.20 Uhr ankommen. Am nächsten Morgen versorgen wir uns noch in dem schönen Städtchen, dass alle Einkaufsmöglichkeiten für die Schiffersfamilie direkt am Hafen bietet: Bäckerei, Lebensmittel, Sanitärfachhandel und ein Geschäft mit Babywolle. So decken wir uns mit dem Wichtigsten ein, die kommende Kanalstrecke soll ja nur ganz wenige Einkaufsmöglichkeiten bieten, legen bei herrlichsten Sonnenschein gegen 11 Uhr ab und bewältigen vor der Mittagspause noch zwei Schleusen. Auch am Nachmittag kommen wir gut voran, doch in einigen Passagen ist der Kanal recht flach und wir haben einige Male Grundberührung. Auch unser Übernachtungsplatz `Halt nautique` bei Dirol ist sehr flach und wir sitzen am Rand auf. Rundherum ist der Platz nicht gerade attraktiv, direkt neben uns ist ein Holzlagerplatz und das Holz wird mit Wassersprengern gewässert. Eigentlich ist dies gar nicht nötig, denn das angekündigte Gewitter kommt mit einem fetten Schauer pünktlich zur Nacht. Unsere persönliche Katastrophe erleben wir aber vorher beim Abendessen, als der Cockpittisch zusammenkracht, da die Leinen marode sind. Und siehe da: Der `Halt nautique´ hat doch seine guten Seiten. Es gibt einen Wasseranschluss und mit Hilfe unserer langen Schlauchleitungen können wir das Boot gründlich säubern.
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Am Freitag 11. Juni beginnt der Morgen mit Nieselregen und das Boot liegt fett im Matsch. Über Nacht ist das Wasser um 20 bis 50 cm abgesenkt worden. Glücklicherweise kommen wir mit Muskelkraft los und mit geringster Fahrt aus dem flachen Kanalstück. Profihaft werden die Klappbrücken bewältigt und auch in den Schleusen ist unsere, d. h. in den meisten Fällen Stefans, Mithilfe sehr geschätzt. Diese Hilfe ist auch dringend nötig, denn nicht selten kommen wir durch das wild einlaufende Wasser in den Schleusen ganz schön in Bewegung.
Zur Mittagszeit kommen wir in Chitriy les Mines an, wo der Engländer Ted Johnson einen schönen Hafen und Motorservice betreibt. Im kleinen Bistro gibt es Mittagessen im Freien und für Pommes, Steak und Salat sind wir immer zu haben. Auch die mit uns fahrenden Engländer nützen den Rastplatz und unterhalten sich in lupenreinem Englisch. Und das hört sich immer herzerfrischend an. Gerade so, als würde Miss Marple alias Margaret Rutherford wieder einmal in einen Kriminalfall eingreifen und mit Nachdruck die Untersuchungen führen.
Nach den lunch geht es weiter Richtung Sardy, wo wir vor der Schleusentreppe Halt machen. Hier lernen wir richtig das französische Hinterland kennen. Die in der Karte mit allen Serviceeinrichtungen angegebene Chartergesellschaft ist in einem verlassenen Schleusenhäuschen untergebracht und geschlossen, ein Lebensmittelgeschäft, angeschlossen an eine Bar in Sardy, ist einschließlich dieser schon seit längere Zeit eingegangen, und weitere Einkaufsmöglichkeiten gibt es nicht. Von wegen: Burgund – Land der Genießer. Der Liegeplatz aber ist sehr schön in einer Kanalausbuchtung und das Wasser so einladend sauber, dass wir sogar noch eine Runde schwimmen gehen, bestaunt von den berühmten Charolais-Rindern, die uns lieb und dümmlich zuschauen.
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Am nächsten Morgen, Samstag 12.6, sind wir mal wieder gerade zu spät und unsere Engländer legen zwei Minuten vor uns ab, so dass wir vor der Schleusentreppe eine Stunde warten müssen, bis uns der nette jugendliche Schleusenmeister die nächsten Schleusen begleitet. Und dann geht es
schnell die Schleusentreppe hoch. Vorbei an künstlerisc
h gestalteten
Schleusenhäusern und –anlagen mit Schleusenwärtern, die wirkliche Typen sind. Der Weg zum Gipfel des Berges und der Wasserscheide zwischen Nordsee und Atlantik wird immer schöner und grüner und das Tal immer enger. Er mündet im ersten von drei Tunnel und Zwischenstücken, die einem kleinen Bach gleichen, der von hohen Felswänden mit kleinen Wasserfällen eingefasst wird. Eine unglaubliche und bizarre Situation, mit einem großen Boot hier herum zu fahren.
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Nach dem Tunnel kommen wir am Etang de Baye an, einem künstlichen See, der den Kanal speist und ein Angler-, Jollensegler- und Surfzentrum ist. Dabei wirkt die Landschaft wie in Holland. Das Wasser ist weit, die Luft rau und der Himmel weit. (Aber einkaufen kann man hier auch nicht und von einer netten Kneipe kann schon gar nicht die Rede sein.)
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Da wir hier unsere DEN RUYGHENHIL bis zu den Sommerferien liegen lassen wollen, bleiben wir nicht am öffentlichen Liegeplatz am Damm zwischen Kanal und See, sondern finden einen schönen Platz bei der Chartergesellschaft Aqua Fluvial mit sehr netten Mitarbeitern. Der ereignisreiche Tag wird mit einem Glas Rotwein aus den Vorräten und dem Eröffnungsspiel der Fußball-EM 2004 abgeschlossen.
Am Sonntag 13.6.2004 fahren wir mit dem Taxi nach Clamecy zurück, und sehen doch tatsächlich zwei belebte Städtchen in unserem ach so stillen Burgund, und holen unser Auto ab. Damit ist wieder eine Etappe der Tour mit dem Plattboden durch Frankreich beendet.
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Bis bald
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Und jetzt, am Dienstag 3.8.2004 geht die Fahrt durch Frankreich weiter. Leider erst mal, auf Grund der Krankheit unseres Opas, nur als eine Ein-Mann-Tour. Nach einer Marathonfahrt von fünfzehn Stunden (begonnen am Montagabend um 20 Uhr in Hofheim am Taunus) mit Bahn, Bus, Schienenbus und Taxi in Baye an. Das Wetter ist gar nicht südlich, mit Nieselregen und dicken schwarzen Wolken. Dafür ist es schwül warm und die Mücken surren um einen herum wie verrückt. Zum Glück ist an Bord alles in Ordnung und nach einem gründlichen Check, tanken und Wasser auffüllen, bedanke ich mich bei der netten Basisleitung und ab geht’s. Leider hat der Kanal hier landschaftlich wenig Schönes zu bieten, außer einigen (echten) Schleusentreppen, die einen enormen Höhenunterschied bewältigen. Auch das Wetter macht die Stimmung, die bedrückend über der Landschaft liegt, nicht besser, denn grauer Himmel und Nieselregen von Zeit zu Zeit heitern nicht gerade auf. Doch kurz vor dem Ende der Tagestour und dem Ziel Chatillon-en-Bazois kommt die Sonne heraus, die Landschaft wird lieblicher, eine Schleuse ist voller Blumenschmuck, wir überqueren per Kanalbrücke einen wildromantischen Bach und in Chatillon finde ich einen Liegplatz direkt am Schlosspark und in der Nähe aller Geschäfte. Dann kommt auch noch ein altes englisches Ehepaar und äußert sich begeistert über unser „sailing vessel“. Beim anschließenden Abendspaziergang treffe ich drei Kinder, die mit Köcher mehrer kleine Welse aus dem Kanal gezogen haben.. Es gibt hier eine Unmenge Fische, deshalb sicherlich auch die vielen Angler. Das war ein schöner erster Tag der Sommertour.
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Am Mittwoch 4.8. geht es mit schönem Wetter gleich um 9Uhr los. Die Landschaft wird wieder langweiliger, nur meine Freunde, die Rinder, sind zahllos vertreten. Sie liegen zumeinst erschlafft im Schatten, um sich vom anstrengenden Wiederkäuen zu erholen. Sonst ist aber auch niemand unterwegs. Bis zum Mittag treffe ich überhaupt kein Boot und habe den Kanal und die Schleusen für mich allein. Erst am Nachmittag, als die Gegend schöner wird, überall Anleger mit Rastplätzen eingerichtet sind, zwei Schleusenhäuser sich als Feinschmeckerlokale entpuppen und überall Hinweisschilder zu Cafe`s und Bars am Kanal stehen, kommen mir auch ab und zu Charterboote entgegen. Da die Wettervorhersage seit heute, und auch für die nächsten Tage, von Gewittern mit starken Regenfällen spricht, fängt es pünktlich um 16 Uhr mit Donner und Blitz an. Als auch noch der Regen kommt, muss ich die Fahrt tatsächlich für eine halbe Stunde unterbrechen und bleibe in einer Schleuse liegen. Als Übernachtungsplatz habe ich mir das Städtchen Cercy-la-Tour ausgesucht. Als ich um Viertel vor sieben an einem schönen Steg (so wie wir sie auf unserer Hinfahrt im letzten Jahr in der Picardie kennen gelernt haben) direkt hinter der Schleuse anlege, finde ich doch vor meiner Haustür eine Boulangerie, eine Boucherie und eine kleinen Super-Marche. Ich bin glücklich, obwohl die Schauer mittlerweile in einen Dauerregen übergegangen sind und schließe den Tag mit einem opulenten Abendessen ab.
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Aber auch der Donnerstag 5.8. fängt mit grauem Himmel an. So bin ich wieder einmal mit Ruyghenhil alleine auf den Kanal. Dabei gibt es schöne Plätze hier, sowohl reine Natur, als auch eingerichtete Anlegestellen, die zum Wasserwandern einladen. Wieder dabei sind aber eine ganze Menge Grau- und weißgraue Reiher, die hier wohl ein Treffen haben oder aber die fischreichen Jagdgründe lieben. Am Mittag komme ich pünktlich in Decize zur Schleusenmittagspause an. Decize ist nach Augenschein ein sehr schönes Städtchen mit super Liegeplätzen und allen Versorgungsmöglichkeiten und Geschäften direkt am Ufer des Kanals bzw. der Loire. Tatsächlich habe ich damit das Ende des Canal des Nivernais erreicht und an die sagenhafte Loire und in den Canal lateral a la Loire gewechselt. Leider setzt auch pünktlich zum Mittag Dauerregen ein, der bis zum Abend nicht mehr aufhört. Dadurch wird die eigentlich recht schöne Landschaft doch recht trostlos. Auch eine Gruppe von sechs Störchen, die majestätisch aber knapp über dem Schiff entlang ziehen, kann die Stimmung nicht recht aufbessern und so ist der Tag schon um 18 Uhr am Kanalkilometer 41 bei Garnat sur Engievre in strömendem Regen beendet.
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Welch ein Unterschied: Freitag 6.8. fängt mit grauem Himmel an, zwar hellgrau, aber doch stärkstens bewölkt und hört mit einem schönen Sommerabend in Paray-Le-Monial auf. Dazwischen liegen die schönen Kanalpassagen entlang der sich windenden Loire und dem Höhepunkt mit ihrer Überquerung auf dem Aquadukt in Digoin. Beste Versorgungsmöglich-keiten lassen mich in diesem lebendigen Charterhafen auch gleich tanken und so ist das Schiff nach Ölkontrolle in Motor und Getriebe für weitere Fahrten bereit. Jetzt auf dem Canal de Centre treffe ich zunehmend Boote, die mit gelegten Masten aus dem Süden kommen und über den Canal de Briare den Anschluss zur Seine finden. In Paray-Le-Monial ist fast südländisches Leben, viele junge Leute aus ganz Europa besuchen das Festival einer christlichen Gemeinschaft, die hier im 14.Jahrhundert gegründet wurde. Aber auch die weltlicher orientierten Touristen und die lebendige Bevölkerung verleihen dieser schönen Stadt mit interessanten Gebäuden ihren Charme. Abends habe ich noch nette Gespräche mit einer jungen holländischen Familie mit kleinem Kind und am Hafen mit Holländern, die mit ihrem Segelkutter auf Wanderschaft in den Süden sind.
 Also in Frankreich wird einem wirklich alles geboten. Als ich am Samstag 7.8. um halb acht aufwache ist dichter Nebel und die andere Kanalseite kaum zu sehen. Deshalb drehe ich mich noch einmal um und schlafe ausführlich weiter bis kurz vor Neun. Da das Wetter weiterhin grau in grau ist, habe ich keine Lust auf Tour zu gehen und suche mir erst einmal einen großen Supermarkt, um die Vorräte aufzustocken. Um zehn Uhr geht’s dann los und das Wetter wandelt sich in strahlenden Sonnenschein mit hochsommerlichen Temperaturen. Und zusammen mit einem Motorboot kommen wir auch gut voran. Aber am Mittag kommt es zu Stauungen: Mehrfach passieren uns Peniches, die extrem langsam fahren und alles Wasser des Kanals an sich saugen. So kommt auch das Motorboot in einer Kurve auf Grund und nur mit Hilfe von Ruyghenhil wieder ins Fahrwasser. Überhaupt ist das Schleusenpersonal dann ganz nervös und aufgeregt und gibt gute Tips (die ich natürlich nicht verstehe). Am Abend gelange ich nach Monceau-les-Mines, eigentlich eine ehemalige Bergarbeiterstadt. Die Minen sind längst abgebaut, aber die Stadt ist voller neuer Geschäftszentren, ganz neu gestalteten Parks und voller Leben, auch noch am Abend. Heute habe ich auch die ersten automatischen Schleusen passiert, bis zur Saone werden jetzt alle Schleusen automatisch sein, und in der Stadt gibt es zwei richtige Hebebrücken. Nach den gestrigen holländische Gesprächen, freut sich auch Ruyghenhil so weit von daheim Bekanntes zu sehen .
Am Sonntag 8.8. heißt es früh aufstehen, denn ich möchte so nahe wie möglich an Chalon-sur-Saone heran kommen, um Christa und Stefan, die mit der Bahn angereist kommen, zu treffen. Bei schönstem Wetter komme ich gut voran, insbesondere als die automatischen Schleusen beginnen und ich talwärts schleuse. Dabei erlebe ich einen echten „Klassiker“. (So hat ihn wenigstens der freundliche Peniche-Besitzer genannt, doch dazu im Folgenden) Nach der dritten Talschleuse innerhalb der Schleusentreppe beginnt die Mittagspause und ich lege Ruyghenhil mit einem Pflock am Ufergras fest. Da gegenüber ein malerisch geschmückter Blumenladen ins Auge springt, renne ich schnell mal hin und bekomme zwei schöne Blumentöpfe zurecht gemacht. Aber oh Schreck: Mittlerweile treibt mein Schiff ganz ungeniert im Becken herum und kann sich nicht entschließen, ob es sich vom Wind auf die andere Seite treiben lassen will. Kurz entschlossen gehe ich zu einer Peniche, die gerade bergwärts schleust und frage die Besatzung, ob sie mir helfen könnte. Es ist eine holländische Familie, die mit Freuden bemerkt hatten, dass ein Mann Blumen kauft. Also laufen wir zusammen aus und können Ruyghenhil einfangen. Mit einem Blumenstrauß für die Schifffersfrau der Peniche, den ich mit dem Fahrrad zur nächsten Schleuse bringe, hat die Episode ein glückliches Ende. Leider kommt der Schleusen-Rhythmus am Mittag etwas außer Kontrolle durch Seiteneinsteiger, die Staus und Wartezeiten verursachen. So kommen Christa und Stefan mit der Bahn und Ruyghenhil und ich gleichzeitig um 17 Uhr in Leger-sur-Dheune an. Erst mal ausspannen und dann Abend essen und Fußball schauen. Am Abend kommen (die eigentlich für Hofheim typischen) Gewitter und in der Nacht die für diesen Gegend zur Zeit üblichen Regenschauer.
Nachdem sich am Montag 9.8. wieder schönes Wetter eingestellt hat und im Städtchen gut eingekauft werden konnte, legen wir gegen 11 Uhr ab, um am Abend rechtzeitig in Chalon-sur-Saone zu sein. Der Kanal zieht sich hier immer wieder an kleinen Städtchen und Dörfern entlang, und bietet schöne Ausblicke auf Weinberge und weite Sonnenblumenfelder. Im Vergleich zum Canal de Nivernais ist hier auch, neben Charteryachten, viel mehr Privatbootverkehr, so dass wir gerade noch zum Schleusenende um 18.30 Uhr aus der letzten Schleuse unserer Kanaltour auslaufen und in die Saone einbiegen. Direkt vor der Altstadt von Chalon-sur-Saone legen wir vor einem französischen Skutje an einer etwas unbefestigten Betonpier an. Per Satellitenschüssel schauen wir uns noch den Zweit-Bundesligaauftakt der Frankfurter Eintracht an und gehen früh ins Bett. In der Nacht platschert es dann schon wieder auf Deck und alle Sachen, die im treuen Glauben an den Süden draußen waren, sind trietschnass.
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