Am Mittelmeer 2006
10. September 2006
 2006:
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Auch beim Kurzbesuch 3./4. Januar im neuen Jahr 2006 stellt sich heraus, dass Michael gut auf Den Ruyghenhil aufgepasst hat. Schon sind viele Sachen repariert: Ruderkopf, Motorraumdeckel, Besanfuß und andere Teile werden gerade gerichtet, so die Ankerwinde, die zur Totalrenovierung sogar in eine Schmiede gebracht wurde. Bei schönstem Sonnenschein und leichtem Frost, ist das Licht und die Sonne für einen Mitteleuropäer ein echtes Highlight. Â
Im Osterurlaub 2006 im April stellt sich dann aber raus, dass wirklich noch sehr viel gemacht werden muss. Auch wurde es noch notwendig das gesamte Cockpit und die Unterkonstruktion zu erneuern – die Kosten schnellen in die Höhe. Die Stahlarbeiten unter dem Cockpitboden bringen natürlich auch viel Schleifstaub und das Wohnen ohne Wasserstank ist auch nicht so richtig urlaubslike. Dennoch versüßt das schöne Wetter manch eine Unbill und so sind unsere Tage auf der Werft zwischen Streicharbeiten, am Strand, französischem Essen mit Michael und schwätzen über Boote und das Meer gut ausgefüllt.
Über die Fronleichnamstage sind Christa, Stefan und Wolfgang wieder an Bord. Und wie immer wenn wir da sind, wird am Schiff gearbeitet. So wird am Donnerstag der Besanmast gestellt, die überarbeitete Ankerwinde wird mit Schutzfarbe und schwarzem Schutzlack gespritzt und immer wieder wischen wir Wasser unter der Spüle. Denn: Leider stellt sich nach dem Einbau auch heraus, dass der Wassertank im oberen Bereich mehrere Löcher hat und erneuert werden muss. Also wieder Ausbau und einen Tank bestellen, der in den Sommerferi-en eingebaut werden soll. Aber unser Liegeplatz auf der Werft ist auch gemütlich mit all den anderen Yachties und der netten Katze von nebenan.
Schön und super interessant sind auch die Fußball-Weltmeisterschaftsspiele, die wir im Grand-Cafè oder in anderen Restaurants mit zunehmender Begeisterung anschauen. Zumal man sich bei dem schönen Wetter gleich am Strand und im Wasser so herrlich abkühlen kann. Urlaub pur für vier schöne Tage.
Der Sommerurlaub 2006 beginnt am Sonntag, 30.7. mit dem Flug in die Hitze. Eigentlich um am Schiff zu arbeiten, kommt Wolfgang eine Woche früher nach Südfrankreich. Aber es ist so heiß, dass ich die erste Nacht fast gänzlich im Cockpit verbringe und auch noch dem Montag benötige, um mich zu aklimatisieren. Zudem stellt sich heraus, dass unser neuer Nachbar Kees, ein älterer, gerade verwitweter Holländer, der schon sein halbes Leben in Lyon lebt und dort auch sein Geschäft und die Familie hat, sehr nett ist. Wir führen interessante und super nette Gespräche und gehen auch mal zusammen essen. Am Dienstag kommt recht starker Wind auf und da Ruyghenhil auf die Helling kommt, kann ich auch den frischen Wind vom Meer genießen. Dennoch fällt die Arbeit recht schwer und viele Trinkpausen sind nötig. Am Abend ist aber der erste Antifouling-Anstrich geschafft und auch weitere Vorbereitungs-arbeiten erledigt. Am Mittwoch klebe ich den Wasserpass ordentlich ab, kann dadurch schnell den Unterwasseranstrich erledigen und den Rumpf schwarz anstreichen. Trotz der Hitze geht es überraschend schnell, und einen Vorteil hat`s ja: Die Farbe trocknet rasant. Michael, unsere gute Seele auf der Werft, hilft mir bei der Ruderanlage und am Abend gesellt sich auch noch Spano dazu und löst die Probleme mit der Befestigung der Ruderseile. An den Abenden bin ich immer in einem Cafe oder am Strand und kann so mit den Urlaubsgefühlen schon mal beginnen.
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Zwischendurch repariert mir Michael auch noch das Beiboot, denn bei meiner ersten Ausfahrt mit Motor stellte sich heraus, dass das Heck angebrochen und total morsch ist. So haben wir alles neu mit Kunststoff aufgearbeitet und mit Sperrholz eine neue Motoraufhängung eingepasst.
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An Donnerstag, 3.8.2006, kommt das Schiff wieder ins Wasser und die Streicherei geht mit Deck und Reling gleich weiter. So langsam macht es auch richtig Spaß, weil Ruyghenhil wirklich besser aussieht. Als am Abend auch noch der neue Wassertank endlich ankommt, ist die Welt in Südfrankreich auf der Werft für mich in Ordnung. Am Freitag kann ich den Tank ohne Probleme einbauen.
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Auch wenn noch einiges an Arbeiten zu erledigen ist, sind wir nun fahrbereit.  In der Zwischenzeit war auch von einer Motorfirma der Motor inspiziert, neue Ölfilter eingebaut, der Impeller der Seewasserpumpe erneuert und einige Kleinigkeiten für die große Fahrt gerichtet  worden
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Kleinere Schönheitsarbeiten und Malereien wie Deck, Relings und Parkett lassen den Samstag schnell vergehen und dem Sonntag, 6.8.2006, sind dann Aufräum- und Säuberungsarbeiten zur Ankunft von Christa und Stefan vorbehalten. Und schon um 17.20 Uhr sind sie da und der Sommerurlaub kann beginnen.
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Da das Wetter auch mitspielt, zwar nicht mehr so heiß, wie am Anfang, aber doch schönstes Sommerwetter, sind wir öfters am Strand.
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Mit  kurzen Strandausflügen, Bummel durch das volle Städtchen und kleineren Arbeiten verbringen wir die nächsten Tage, bis am Mittwoch, 9.8.2006, Andy Hannig, ankommt. Markus Freundin möchte mit uns auf Tour gehen und als Fotografin viele Bilder schießen. Zum Abschied segeln wir wirklich noch einmal richtig auf dem Mittelmeer und nach wenig Wind rauschen wir mir 5,8 Knoten nach Le Grau du Roi zurück.
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Dann geht es am Freitag, 11.8.2006, um 13.30 Uhr los. Zum Abschied wird es dann doch recht traurig und das Verabschiedungskomitee mit Michael Sell, Kees Gruys und Edgar steht lange am Ufer. Das bewirkt bei uns doch einige heftige Gefühle und lässt immer wieder die Frage aufkommen: Wirklich wegfahren?
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Doch die Fahrt geht weiter – Also los!
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Gegen 16 Uhr sind war nach unproblematischer Fahrt vor der Schleuse in St.Gilles, um in die Petit Rhone einfahren zu können.
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Oh Schreck aber, direkt nach der Ausfahrt aus der Schleuse setzt der Motor aus und wir treiben. Ein einfahrendes Motorboot schleppt uns an die Duckdalben. Beim Nachschauen stellt sich heraus, dass der Motorraum voller Wasser steht, der Deckel samt Anschluss des Ausgleichgefäßes des inneren Kühlkreislaufs verschwunden ist, die Seewasserpumpe wie verrückt leckt und später dann auch noch, dass das Motoröl voller Wasser ist.
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Trotz der Hilfen der überaus freundlichen Schleusenmeister können wir am Freitag Abend und Samstag niemanden erreichen und richten uns so gut es geht an der Schleuse ein. Mit Hilfe des Beiboots verlegen wir durch die Schleuse wieder in den Kanal an die Innenseite der Schleusenkaimauer.
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Am Sonntag kommt schon um neun Uhr ein Mechaniker aus St.Gilles, Ms. Lange, der uns klar macht, dass der Zustand des Motors eine Weiterfahrt unmöglich macht und die Motorfirma eine Gewährleistungspflicht für ihre Motorarbeiten hat. Mit Michael, den wir mittlerweile erreicht haben, besprechen wir, dass wir zurück nach Le Grau du Roi zu unserem Liegeplatz bei Spano kommen können und dann hoffen wir, dass wir einen Schlepp bis Aigues Mortes finden. Da nichts mehr zu machen ist, fahren wir alle vier am Sonntag Abend die fünf  Kilometer bis St.Gilles mit dem Rad und erleben ein schönes Provinzstädtchen mit Abendessen am Kanal.
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Obwohl wir es gar nicht mehr geglaubt haben, kommt am Montag Mittag, 14.8., ein Binnenschiff in die Schleuse auf der Fahrt nach Sete, der uns auf Anfrage des Schleusenmeisters und einem kleinen Danke schön von uns ganz sachte und still durch die Camarque zieht.
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So sachte zieht die LATOUR nun auch nicht, denn nach zweieinhalb Stunden sind wir schon am Eingang der Vidourle, dass Flüsschen das direkt zu unserem Hafen führt. Mit Hilfe des Beiboots und seines 4-PS-Außenborders, später noch freundlich verstärkt durch ein mit einem schwachen Motor ausgerüstetem schweizerischem Motorboot, gelingt uns in über einer Stunde die Fahrt nach Le Graus Du- Roi und das Anlegen bei unserem bekannten Liegeplatz bei Chantier Naval SPANO.
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Welch eine Aktion – aber erst einmal sind wir froh wieder hier zu sein und einen sicheren Liegeplatz zu haben. Auch die Obhut und die Hilfen von Michael tun gut.
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In der Nacht kommt aber zu allem Überfluss dann auch noch ein Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen. Im Schiff stehen überall Schüsseln und Töpfe, denn Bulleyes und Fenster sind undicht.
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Am Mittwoch ist auch der Motormechaniker aus dem Kurzurlaub zurück, der 15.August ist mit Maria Himmelfahrt hier in Südfrankreich ein großer Feiertag, und begutachtet den Motor. Er ist sich zwar keines Fehlers bewusst, aber durchaus bereit, einige Arbeiten (Arbeitsstunden) kostenlos auszuführen. Der Motor ist wohl wieder in Gang zu setzen, die Zylinderkopfdichtung (die ich schon vorher ersetzt haben wollte und deshalb besorgt hatte) neu einzusetzen, der Wärmetauscher zu kontrollieren oder auch zu ersetzen, und so weiter und so weiter.
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Da alle helfen wollen, fällt es nicht gar so schwer die geplante Weiter-Zurückreise nach neuen Zielen für die nächste Zeit zu vergessen.
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Andy, Christa und Stefan verleben derweil noch einen richtigen Strandtag, denn am Donnerstag, 17.8.2006, ist Andys und Stefans Urlaub zu Ende und sie fliegen von Montpellier zurück. Mit einem großen Fischessen im Cockpit gehen die schönen und doch aufregenden Tage mit Andy zu Ende.
Wir, Christa und Wolfgang, verleben indessen noch richtig schöne Tage in Südfrankreich mit Strandurlaub + Cafe, Bummel, Markttagen und gemütlichen Arbeiten am Schiff. Durch einen Ausflug mit Kees nach Montpellier erleben wir auch noch etwas Kultur und wunderschönes südländisches Stadtflair.
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Am Dienstag, 23.8.2006, fährt uns Kees am Nachmittag zum Flughafen und der Sommerurlaub ist damit zu Ende.
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Als am Samstag, 14.10.ö2006, Andy und Markus, am Montag auch noch Christa, Stefan und Wolfgang zum Herbsturlaub ankommen, ist (natürlich?) die Motorreparatur noch nicht beendet. Obwohl der neue Wärmetauscher aus Holland schon vierzehn Tage da ist, ist der Motor noch offen und das Kurbelgehäuse gut einsehbar. Sicherlich heißt das aber auch, dass alles sehr gründlich bearbeitet wird. Bei nicht so tollem Wetter, die Woche bietet wirklich nur zwei Strandtage und viel Wind und Regen ab Mittwoch, zeigt sich einerseits, dass die Urlaubssaison im Süden Frankreich durchaus beendet ist, andererseits, dass Ruyghenhil wieder dicht ist und die überarbeiteten Fenster und Bulleyes mehrere Härtetest überstanden haben – auch ein gutes Gefühl. Nachdem wir am Sonntag das Beiboot auf den Steg gezogen haben, die Planen über den Aufbau gelegt haben und so das Schiff in den Winterschlaf geschickt haben, fahren wir mit dem Mietwagen noch einmal an den Strand und beobachten die Kite-Surfer in der Brandung und dann im Regen und Starkwind zum Flughafen.
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